Migräne – das Gewitter im Kopf
Rund acht Millionen Migräne-Patienten gibt es in Deutschland. Am meisten sind Frauen betroffen. Viele von ihnen haben resigniert und suchen mit ihren Beschwerden nicht mehr den Arzt auf.
Die Migräneattacke
Jeder kennt Kopfschmerzen aus eigener Erfahrung. Gemeinsam mit fieberhaften Infekten, Schwindel und Rückenschmerzen sind sie die am häufigsten beschriebenen Beschwerden.
Rund 12 Prozent der deutschen Bevölkerung werden regelmäßig von Migräneattacken heimgesucht. Trotz dieser hohen Anzahl wird die Migräne immer noch mit vielen Vorurteilen belegt. Nicht wenige Menschen denken, dass Migräne eine eingebildete Krankheit sei und dass man sich eben damit abfinden müsse.
Migräne ist jedoch eine sehr ernst zu nehmende Krankheit, und die Betroffenen haben in der Regel einen sehr langen Leidensweg hinter sich, bevor ihre Diagnose feststeht. Migräneattacken beginnen oft noch recht harmlos.
In der Vorphase, der sogenannten Prodromalphase, kündigen Vorboten wie Heißhunger auf Schokolade, plötzliche Müdigkeit, häufiges Gähnen oder Stimmungsschwankungen die Attacke an. Manche Patienten klagen auch über Konzentrationsschwäche, Frösteln und Schlafstörungen.
Einige Stunden bis mehrere Tage später baut sich dann die Attacke wie eine Welle auf und die für Migräne typischen, heftigen Kopfschmerzen beginnen. Bei manchen Patienten geht der Kopfschmerzphase eine sogenannte Aura voraus.
Dabei treten fast immer Beschwerden wie etwa Lichtblitze, Flimmern oder Zick-Zack-Linien vor den Augen auf. Darüber hinaus kann es zu Empfindungsstörungen wie Kribbeln an bestimmten Stellen des Körpers kommen. Im Allgemeinen dauert die Aura nicht länger als eine Stunde.
Die Intensität des Kopfschmerzes kann während einer Migräneattacke völlig unterschiedlich sein. Manche empfinden den Schmerz als so heftig, dass sie völlig zusammenbrechen, bei anderen äußert er sich nur so schwach, dass er lediglich beim Kopfschütteln oder Husten bemerkbar wird.
Jede Attacke endet wieder
Der typische Migränekopfschmerz ist pulsierend sowie pochend und tritt einseitig auf. Häufig werden aber Variationen beobachtet. So muss der Kopfschmerz nicht nur im Bereich der Augen oder der Schläfen lokalisiert sein. Er kann in jedem Areal des Kopfes auftreten.
Auch bezüglich der Einseitigkeit gibt es keine feste Regel. Nur die Hälfte der Migräniker klagt über einseitige Kopfschmerzen, beim Rest wird ein allgemeiner Kopfschmerz während der Attacke verspürt. Charakteristisch für den Migränekopfschmerz ist allerdings, dass er durch körperliche Aktivität verstärkt wird.
So verschieden die Intensität der Schmerzen ist, so unterschiedlich kann auch die Dauer der Attacke sein. In der Regel dauert der Migräneschmerz acht bis 24 Stunden, selten sind kürzere Attacken. Dabei kann ein Anfall aber auch mehrere Tage oder, in Extremfällen, sogar bis zu einer Woche andauern.
Typische Begleitsymptome der Migräne sind Übelkeit, Brechreiz oder Erbrechen. Dazu kommt meistens eine große Empfindlichkeit gegenüber Lärm und Licht. Daher suchen die Betroffenen meist während eines Anfalls abgedunkelte Räume auf.
Auch Gerüche können von vielen Migränekranken als äußerst unangenehm empfunden werden. Während des Anfalls fühlen die Betroffenen sich krank und können ihre üblichen Tagesaktivitäten im Beruf und in der Familie nicht oder nur sehr eingeschränkt verrichten.
Mit dem Abklingen der Kopfschmerzen ist die Attacke aber noch nicht überstanden. Es folgt eine Erholungsphase, die für den Patienten mit Erschöpfung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit gekennzeichnet ist und ein bis zwei Tage dauern kann.
Die Behandlung der Migräne
Eine ursächliche Heilung der Migräne ist bis heute nicht möglich. Daher kommt der Therapie eine bedeutende Rolle zu, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Beim akuten Migräneanfall (Akuttherapie) ist eine Reihe von Medikamenten hilfreich.
Bei leichten bis mittleren Symptomen empfehlen die Kopfschmerzgesellschaften Schmerzmittel, sogenannte Analgetika, die größtenteils rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind und auch zur Behandlung anderer Schmerzen eingesetzt werden.
Ibuprofen, Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac oder Naproxen sollten in passender individueller Dosierung möglichst frühzeitig eingenommen werden. Besonders schnell wirksam sind Brause- und Kautabletten, bei Paracetamol wirken Zäpfchen besonders gut und verträglich.
Bei schwereren Migränesymptomen sind sogenannte Triptane empfehlenswert. Bei diesen handelt es sich um eine Stoffgruppe, die speziell zur Behandlung der Migräne entwickelt wurde. Sie imitieren die Wirkung des Hirnbotenstoffs Serotonin, verengen geweitete Blutgefäße und wirken gegen die quälenden Kopfschmerzen. Auch bei Triptanen gilt es, sie so frühzeitig wie möglich einzunehmen. Die Triptane haben keinen Einfluss auf die Aura.
Geht der Migräneanfall mit Erbrechen einher, können auch Medikamente gegen Übelkeit hilfreich sein. Diese Antiemetika regen den Magen an, der durch die Migräne gebremst wird. So können auch andere Wirkstoffe gegen die Kopfschmerzen besser aufgenommen werden.
Der Migräne vorbeugen
Es gibt eine Vielzahl von Reizen, sogenannten Triggern, die eine Migräne auslösen können. Diese Faktoren dürfen aber nicht mit den eigentlichen Ursachen der Erkrankung verwechselt werden. Dabei ist natürlich auch die Reaktion auf bestimmte Auslöser von Person zu Person verschieden.
Auch sind solche Auslöser nicht zwingend notwendig, da ein Migräneanfall auch spontan auftreten kann. Doch meistens müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, damit eine Attacke ausgelöst wird. Umso wichtiger ist es daher, dass die gefährdeten Personen ihren persönlichen Trigger kennen, um ihn dann gezielt vermeiden zu können.
Bekannte Auslöser einer Attacke sind vor allem seelischer oder körperlicher Stress. Dabei tritt die Migräne meist in der Entspannungsphase nach stressigen Ereignissen auf, beispielsweise am Feierabend, am Wochenende oder nach einem Streit.
Auch bei Veränderung des Schlafrhythmus, also bei zu viel oder zu wenig Schlaf, kann eine Attacke ausgelöst werden. Hormonschwankungen sind eine der wichtigsten Faktoren bei Frauen. Hierbei treten Attacken häufig während der Menstruation, während des Eisprungs oder während einer Schwangerschaft auf.
Übermäßiger Alkoholkonsum, meist verbunden mit zu viel Nikotin und wenig Schlaf, kann Migräne auslösen. Insbesondere Rotwein steht im Verdacht, ein Trigger zu sein.
Die Inhaltsstoffe von bestimmten Käsesorten, Schokolade oder Zitrusfrüchten können in seltenen Fällen Anfälle auslösen. Außerdem kann bei Menschen mit regelmäßigem Kaffeekonsum eine Migräne auftreten, wenn der Koffeinspiegel im Blut sinkt.
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